Zahlreiche Menschen wohnen, arbeiten oder sind in anderer Art dem Quartier verbunden. Sie erzählen im Gespräch, was sie bewegt und mit dem Lebensraum St. Peter verbindet.

Schön, sind Sie interessiert!
Porträt 1: Madeleine Peter
Porträt 2: Ingrid Wolf

Madeleine Peter, Porträt 1
«Es wird gelebt!»

Foto: Jürg Meyer
Text: Ursula Caflisch-Schnetzler

Ist sie nun das vierte, das fünfte, oder das sechste Kind? Madeleine Peter wurde mit einem Bruder und einer Schwester als Drillingskind in Zug in eine bereits fünfköpfige katholische Familie hineingeboren. Es sei viel gesungen und gespielt worden und man habe das Gemeinschaftliche gepflegt, meint die zierliche Frau mit dem roten Seidenschal bei ihrem Gespräch zum Thema Porträt im Lebensraum St. Peter. Nach ihrer zivilen Heirat in Zürich und ihrer Trauung in Zug, arbeitete Madeleine Peter lange Jahre bei der Swissair im Dienstleistungsbereich und machte sich später selbstständig. Sie wohnt heute in Schwerzenbach. Sie reise sehr gerne und pflege den Kontakt besonders eng zu jenen Menschen, die wie sie, sich Gedanken zum Leben machen. Auf die Frage hin, wie sie sich denn beschreiben würde, meint sie, dass sie sicher spontan, sensibel, “gspürig“, fröhlich und herzlich sei, jedoch mit ihrer eigenen Meinung auch andere irritieren könne. Sie liebe die Musik und sei grundsätzlich zufrieden mit dem, was das Leben ihr bis anhin gebracht habe. Am Lebensraum St. Peter interessiere Madeleine Peter in erster Linie die Gemeinschaft mit Menschen. Die Form, wie der VEREIN ST. PETER geführt wird, praxisbezogen und bodenständig, gefalle ihr. Der Austausch mit Gleichgesinnten in unterschiedlichen Berufs- und Alterskategorien sei interessant. Worte werden in Taten umgesetzt. „Es wird gelebt!“ Ihre Suche nach Bestätigung der eigenen Lebenserfahrung führte zwar zur Trennung von ihrem Mann, brachte ihr aber auch jenes Lebensglück, das Madeleine Peter nun Zufriedenheit nennt. Die sehr eigenständige Frau schätzt Gespräche über Kultur, Soziales und Religion. Die regelmässige Auseinandersetzung mit diesen Themen findet sie nun in der reformierten Kirche, besonders im St. Peter (der ja auch ihren Namen trägt). Das “kreative Kommunizieren“, wie sie sagt, sei ihr sehr wichtig, d.h. die Art und Weise, wie man Dinge anpacken müsse, die auch zu Lösungen führen. Daher ärgert sich Madeleine Peter darüber, dass politische oder soziale Notstände oft noch zu wenig erkannt werden, so dass bis heute Frauen nach einer Trennung in einer schwierigen finanziellen Situation leben müssen. Ihr sei dies zum Glück nicht passiert. Sie habe sowohl zu ihrem ehemaligen Mann als auch zu ihrer grossen Familie (eigene Kinder wollte Madeleine Peter keine) ein enges Verhältnis. Ein Zusammensein, auch in einer ausserfamiliären Gemeinschaft, habe sie nun besonders im Lebensraum St. Peter gefunden. Sie sei glücklich darüber, dass sie dazu gehöre und sich mit ihren Interessen an diesem Ort mit einbringen dürfe. Die Uhr der Kirche St. Peter mit dem grossen Zifferblatt beeindrucke sie immer aufs Neue. Sie erinnere sich dabei auch an eines ihrer Lieblingslieder, „Die Uhr“ von Carl Loewe: „Ich trage, wo ich gehe stets eine Uhr mit mir …“

Ingrid Wolf, Porträt 2
Gemeinschaft und Familie links der Limmat

Ingrid Wolf
Foto: Jürg Meyer
Text: Ariane Ackermann

Man hört es gleich beim ersten Satz: Ingrid Wolf spricht ein gepflegtes Berndeutsch. Was hat sie denn bloss mitten ins Herz der Stadt Zürich gebracht?

Das ist eine längere Geschichte. Bis zum fünften Lebensjahr lebte sie mit ihrer Familie in Berlin und ist auf Grund des Berufes des Vaters anschliessend viel umgezogen. Der Vater war ein Pfarrer, der meist an unkonventionellen Stellen arbeitete. Ingrid hat daher nie in einem Pfarrhaus gelebt. Schliesslich wurde die Familie in Bern und Umgebung doch noch sesshaft, da der Vater Universitätspfarrer in Bern wurde. Im Kanton Bern besuchte sie das Lehrerseminar und bildete sich später zur Heilpädagogin weiter. Auslandaufenthalte in Amerika und Tschechien waren für sie wichtige Erfahrungen.

In Bern lernte sie vor 20 Jahren ihren Mann Tobias kennen, einen Stadtzürcher. Auch nach der Heirat und der Geburt der beiden Kinder wohnten sie jedoch weiter in Bern. Schon längst arbeitete Ingrids Mann in Zürich und pendelte während neun Jahren zwischen Bern und Zürich. Als sich 2014 die Gelegenheit bot, die Wohnung am Zentralhof, mit Blick auf die Kirchtürme von Zürichs Altstadt zu beziehen, liess sich Ingrid umstimmen; die junge Familie zog von Bern nach Zürich. Bald hatte Ingrid eine Teilzeitstelle als Heilpädagogin in Zürich gefunden, machte jedoch an den freien Tagen oft mit ihren noch kleinen Kindern Besuche in ihrer alten Heimat. Kontakte mit anderen Familien aus der Nachbarschaft in Zürich waren nicht möglich. Es gab schlicht keine!

Als engagierte Lehrerin wie auch als Mutter liegen Ingrid Kinder und deren Entwicklung sehr am Herzen. Deshalb vertieft sie sich auch in der Freizeit oft mal in Fachliteratur und ist neugierig, wie sich die eigenen Kinder entwickeln. In der wenigen freien Zeit entspannt sie sich gerne beim Sport, beim Nähen oder bei einem Spaziergang, am liebsten entlang der Gewässer ihres Quartiers. Beide Kinder gehen jetzt im Schulhaus Schanzengraben zur Schule, so dass sich schöne Kontakte zu anderen Familien entwickelt haben.

Gemeinschaft mit anderen Menschen aus dem eigenen Lebensraum sind für Ingrid und ihren Mann ein wichtiger Wert. Es brauchte jedoch eine grosse Portion Eigeninitiative, um Angebote im Quartier zu finden. So begannen sie sich im Einwohnerverein Altstadt links der Limmat zu engagieren. Tobias gestaltet nun regelmässig Mini-Gottesdienste für Kinder im Pfarrhaus des Fraumünsters. Beide engagieren sich zudem im Einwohnerverein. So heizen sie im Sommer häufig den Grill auf dem Uraniaspielplatz ein, damit die bereits legendären Grillabende des Vereins auch durchgeführt werden können.

Nahe beim Paradeplatz zu wohnen empfindet Ingrid manchmal auch als Herausforderung. Die Geschäfte kommen und gehen, da die Mieten extrem hoch sind, und es gibt fast nur Luxusartikel in dieser Gegend zu kaufen.

Auf meine Frage hin, worüber sich Ingrid am meisten ärgere, spricht sie die immer häufiger sichtbar werdende Ignoranz gegenüber Mitmenschen an. Gleichzeitig steigen die Anforderungen im Leben, was eigentlich den Wunsch nach mehr Solidarität wachsen lassen sollte. Fürs Quartier wünscht sich Ingrid eine grössere Vielfalt an Menschen, mehr Familien, mehr Leben.

Getroffen habe ich Ingrid übrigens bisher vier Mal. Zuerst beim Freiwilligenessen im Fraumünster, dann am Kinderfest auf der St. Peter-Hofstatt, bei ihrem Besuch einer Vorstandssitzung des VEREINS ST. PETER und zu diesem Interview – also fast immer im Zusammenhang mit Ingrids Engagement für das Verbindende und Gemeinsame.

Zum Schluss unseres Gesprächs lade ich Ingrid und alle Mitglieder des Einwohnervereins Altstadt links der Limmat im Namen des VEREINS ST. PETER wieder zu einem der nächsten Stammtische (jeweils am ersten Mittwoch des Monats) ein. Wer weiss, ob da nicht neue Gemeinschaften zwischen zwei «benachbarten» Vereinen entstehen können!