WUNSCHORTE – SAFE SPACES

DIE JULL-STADTBEOBACHTER*INNEN LIVE IM ST. PETER

(nf) Auf Einladung des Verein St. Peter und im Rahmen des Buch- und Literaturfestivals «Zürich liest» trugen am Mittwoch die jungen Autorinnen und Autoren aus der Gruppe der JULL (Junges Literaturlabor) Stadtbeobachter*innen im stimmungsvoll beleuchteten Chor der Kirche St. Peter ihre Texte vor. Darin beschreiben sie Zürich und seine Bewohnenden aus ihrer subjektiven Perspektive. Alle Texte verbindet – manchmal subtil, manchmal weniger – das Thema der «heiligen Orte».

Zuhörer im Chor der Kirche

Gina Bucher, Autorin und Schreibcoachin der Stadtbeobachter*innen, erklärt, dass dies einerseits dem Ort der Lesung geschuldet sei, andererseits würden alle Texte in ihrer ureigenen Weise auf die Frage eingehen, was einen Ort «heilig» oder bedeutsam mache. Und so nehmen die literarischen Erkundungen der sieben jungen Stadtbeobachter*innen die Anwesenden mit auf eine berührende, humorvolle, nachdenkliche und anregende Reise zu bekannten und unbekannteren Ecken und (Lebens)Räumen Zürichs.

Gina Bucher

Von Kirchenumnutzung bis zu existenziellen Fragen in der Fallätsche

Der erste Beitrag führt zur Kirche Wipkingen, die sich in einer Phase der Umnutzung befindet. Der Autor stellt sich die Frage, ob durch das sinnbildliche Abstreifen der Tradition, die viele Menschen in ihren Lebensentwürfen einengt, die Kirche als Raum wieder zu einem Ort werden kann, wo man gerne Zeit verbringt. Ein Ort, der lebt und deshalb wieder – «heilig» wird?!

Weiter geht es in atemlosem Tempo über den Friedhof Sihlfeld, zur Fallätsche, dieser markanten Steilwand ob Wollishofen bis zum Bücherbrocki. Wie Teile eines Mosaiks fügen sich die Sätze zu Bildern und erwecken die beschriebenen Orte vor dem inneren Auge zum Leben, setzen Assoziationen frei. Der Friedhof wird zum begehbaren Memento mori und am Steilhang wird darüber sinniert, was «Halt» bedeuten könnte.

Das Bücherbrocki und die Bärengasse – wo sich das JULL befindet – werden zu «Heimat», in der Bodega in der Münstergasse lernt die Autorin mit einem Augenzwickern und bei einem Glas Rioja erwachsen zu werden, im Opernhaus legt der Autor einen grossen Auftritt hin, als er zu spät in die Loge stolpert. Mal poetisch, mal kritisch und immer ganz persönlich eröffnen die Autorinnen und Autoren dem Publikum einen neuen Blick auf bisweilen Altbekanntes. Und sie laden die Zuhörenden dazu ein, sich zu fragen, welche Orte in der Stadt für sie «heilig» sind.(nf)

Das Junge LiteraturLabor JULL ist ein öffentlicher Schreibort and er Bärengasse in Zürich. Hier arbeiten Schulklassen zusammen mit Autorinnen und Autoren, schreiben Jugendliche und junge Erwachsene in losen Verbänden oder allein. Nebst Schreibräumen gibt es auch Tonstudie sowie eine Bühne und ein Café im JULL.

Zürich liest Programm Sa und So (nf)

Im Anschluss unterhalten sich die Gäste und Autoren bei einem feinen Apéro mit Zopf.

nf: Natalie Fritz kath.ch / Fotos: Jürg Ch. Meyer